Weniger Bürokratie, mehr Freiraum für neue Ideen

Sie haben eine grossartige Idee und möchten sie in die Tat umsetzen. Anstatt sich aber auf Ihr Konzept und die ersten Kund*innen zu konzentrieren, kämpfen Sie sich durch Formulare, Richtlinien und Genehmigungsverfahren. Kommt Ihnen das bekannt vor? Damit stehen Sie nicht allein da. Zahlreiche Menschen haben das Gefühl, im Labyrinth der Bürokratie festzustecken, während wertvolle Ressourcen für echte Innovation verloren gehen. Dabei können wir mit durchdachten Strategien und klaren Prioritäten erhebliche Erleichterungen schaffen – und am Ende gewinnen alle.

Was uns wirklich ausbremst

Regelwerke können hilfreich sein, wenn sie Schutz und Verlässlichkeit garantieren. Doch oft sind sie über Jahre und Jahrzehnte gewachsen, ohne dass jemand sie konsequent auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft hätte. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) spüren das. Anstatt ihre Energie in Forschung, Kundenservice oder Produktentwicklung zu stecken, jonglieren sie mit Berichts- und Dokumentationspflichten. Studien deuten darauf hin, dass allein die Einhaltung bestimmter EU-Vorgaben jährlich Millionen verschlingt – Geld, das etwa in digitale Innovationen fliessen könnte.

Hinzu kommt, dass komplizierte Verfahren Projekte ausbremsen. Wer monatelang auf eine Baugenehmigung oder behördliche Freigabe warten muss, verliert neben Zeit und Kapital oft auch die nötige Dynamik, um sich gegen internationale Konkurrenz zu behaupten.

Doppelte Wesentlichkeit – mehr als nur Nachhaltigkeit

Viele verbinden das Konzept der doppelten Wesentlichkeit vor allem mit Klimaschutz oder sozialen Themen. Dabei kann es weit über Nachhaltigkeit hinaus wirken. Dieser Ansatz beleuchtet externe Einflüsse (Outside In) und interne Auswirkungen (Inside Out). Erstens gilt es zu prüfen, welche Regelungen die Wettbewerbsfähigkeit unnötig erschweren oder doppelte Meldepflichten verursachen. Zweitens muss man sich fragen, wie Unternehmensprozesse selbst gestaltet sind und wo sie sich vereinfachen lassen, ohne Qualität, Sicherheit oder Verbraucherschutz zu gefährden.

Eine Wesentlichkeitsmatrix hilft, genau die Massnahmen zu finden, die wirksam entlasten und gleichzeitig sinnvolle Standards bewahren. Anhand zweier Achsen – etwa politische Relevanz versus betriebliche Priorität – wird sichtbar, welche Stellschrauben den grössten Effekt haben. So muss niemand blind zum „Alles abschaffen“ greifen. Es geht darum, Ballast loszuwerden und gleichzeitig die Teile einer Regulierung zu behalten, die Gesellschaft und Wirtschaft real nutzen.

Wie wir alle profitieren

Die praktische Umsetzung zeigt, dass es bereits erfolgreiche Beispiele gibt. Hamburg hat im Jahr 2024 zahlreiche bürokratische Hürden abgebaut, darunter die Pflicht zur Schriftform bei vielen Verwaltungsvorgängen und die Einführung digitaler Bezahlmöglichkeiten. Das ist kein gigantischer Umsturz, aber für Bürger*innen und Unternehmen eine spürbare Erleichterung. Ein Blick nach Estland verdeutlicht, was noch alles möglich ist. Dort lassen sich fast alle Behördengänge online erledigen. Wer dort ein Unternehmen gründet, klickt sich durch eine zentrale Plattform und ist in kurzer Zeit fertig – kein Vergleich zum üblichen Gang durch zahlreiche Ämter.

Damit Verbesserungen sichtbar werden, sind klare Indikatoren entscheidend. Ein Blick auf Bearbeitungszeiten zeigt zum Beispiel, wie schnell oder langsam Genehmigungen ausgestellt werden. Die Digitalisierungsquote gibt Aufschluss, wie oft Prozesse inzwischen online stattfinden. Und eine fortlaufende Befragung von Unternehmen macht deutlich, ob sich die Zufriedenheit wirklich hebt.

Gleichzeitig sollte man bedenken, dass ein schlankes System nicht auf Kosten von Umwelt, Soziales oder Verbraucherschutz gehen muss. Wo immer Berichte oder Nachweise wirklich Sinn ergeben, sollte man eher an smarter Digitalisierung arbeiten, statt Berichte komplett abzuschaffen. So kann man Daten einfacher erfassen, Missstände schneller erkennen und Ressourcen dort einsetzen, wo sie wirklich gebraucht werden.

Wer sich im eigenen Umfeld umsieht, wird vielleicht selbst fündig. Nicht selten stammt ein Teil der bürokratischen Hürden aus gewachsenen internen Strukturen, die nie hinterfragt wurden. Eine Bestandsaufnahme – Was wird wofür abgefragt? Brauchen wir wirklich jede Unterschrift? – kann schnell zeigen, wo sich Abläufe vereinfachen lassen. Vernetzung ist ein weiterer Schritt: Tauschen Sie sich mit anderen Betrieben oder Verbänden aus. Gemeinsam identifiziert man Hürden, die womöglich viele betreffen, und kann dafür sorgen, dass politische Akteurinnen und Akteure tätig werden.

Fazit

Bürokratie ist nicht per se schlecht. Sie kann Vertrauen und Qualität sichern. Doch wenn sie zum eigenen Selbstzweck mutiert, erstickt sie Ideen und bremst den Fortschritt. Mit Hilfe der doppelten Wesentlichkeit lässt sich zielgenau filtern, welche Vorgaben bleiben sollten und welche nur Aufwand ohne echten Nutzen bedeuten. Erfolge wie in Hamburg oder Estland beweisen, dass Veränderungen machbar sind, wenn sie konsequent angegangen werden. Das Ergebnis sind kürzere Bearbeitungszeiten, mehr Kosteneffizienz und letztlich eine lebendige Wirtschaft, die ihre Energie für neue Produkte, smarte Services und das Wohl aller einsetzen kann. Wer hier aktiv wird, legt das Fundament für eine zukunftsfähige Gesellschaft und ein attraktives Arbeitsumfeld – und davon profitieren wir am Ende alle.

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Thomas Trams

Als Gründer, Berater und diplomierter Volkswirt setze ich mich für ethische Geschäftspraktiken und die stetige Entwicklung von Unternehmen ein. In meinen Blog-Beiträgen auf Medium und LinkedIn teile ich fesselnde Einblicke in innovative Technologien, wegweisende Designkonzepte und weitere faszinierende Themen, die Unternehmen und öffentliche Institutionen voranbringen.

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