Eine ethische Geschäftskultur zeichnet sich durch Transparenz, Empathie, Respekt, Integrität, Redlichkeit, Vielfalt, umweltfreundliche Praktiken aus. Und durch bessere Profite. Investitionen in Ethik zahlen sich absehbar aus. Es ist nicht nur moralisch, sondern vor allem auch geschäftlich relevant, externe Kosten (True Cost Accounting) zu berücksichtigen, damit Märkte funktionieren bzw. Preise die Realität abbilden können.
CSR spiegelt die intern definierten Bemühungen eines Unternehmens wider, sich auf eigene Initiative dafür verantwortlich zu machen, Gutes in der Welt zu tun. Die ESG-Berichterstattung zielt darauf ab, die Bemühungen von Unternehmen für den Blick von aussen messbar und objektiv vergleichbar zu machen. Je nach Perspektive sind beide geeignete Frameworks der Erfolgsmessung.
Das gilt vor allem für Unternehmen von öffentlichem Interesse. PIEs (Public Interest Entities), wie diese Unternehmen seit der Einführung der Richtlinie (EU) 2022/2464 (CSRD) bezeichnet werden, sammeln bereits Erfahrung.
Die PIEs machen es vor
PIEs sind Unternehmen, die entweder in einem geregelten Markt handeln, wie zum Beispiel Kreditinstitute oder Versicherungsunternehmen. Oder sie werden von einem Mitgliedstaat aufgrund ihrer Tätigkeit, Grösse oder Bedeutung als für die Öffentlichkeit relevant bestimmt.
Anhand konkreter Beispiele international agierender PIEs in der Schweiz kann aufgezeigt werden, wie Ethik in der Praxis strategisch eingesetzt wird.
- Novartis engagiert sich mit «Global Health» für eine verbesserte globale Gesundheitsversorgung und hat innovative Programme zur Förderung des Zugangs zu Arzneimitteln in Entwicklungsländern entwickelt.
- Roche implementiert Programme zur Förderung der Vielfalt am Arbeitsplatz und ist führend in der Mitarbeiterentwicklung.
- Unternehmen wie ABB starten mit «ABB Smart Power» in die «Industrie 4.0» und haben durch ihren Fokus auf erneuerbare Energien ihre Betriebskosten gesenkt und gleichzeitig ihre Produktivität gesteigert.
- Nestlé hat die «Verpflichtung, ökologisch-nachhaltig zu wirtschaften und eine gemeinsame Wertschöpfung zu ermöglichen» schriftlich verankert und erfolgreiche Initiativen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs und zur Förderung der Nachhaltigkeit in der Lieferkette umgesetzt.
Die praktische Umsetzung für KMU
Fragen bleiben offen: Wie sieht das nun für KMU aus? Müssen sie anders herangehen? Gibt es bereits Benchmarks für KMU? Inwiefern lassen sich neben dem ganzen Aufwand auch Profite erzielen?
Europa hat sich für einheitliche Nachhaltigkeitsberichtsstandards entschieden, die sogenannten European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Diese gelten verbindlich für Unternehmen, die Nachhaltigkeitsberichte erstellen müssen, und erfordern detaillierte Berichte gemäss der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Grosse Kapitalgesellschaften sowie ähnliche Unternehmen müssen ebenfalls Nachhaltigkeitsberichte vorlegen. Die Einführung der neuen Berichterstattung erfolgt gestaffelt je nach Unternehmensgrösse oder -eigenschaften und wird durch EU-verordnete Standards konkretisiert.
Laut dem deutschen Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gelten die Berichtsanforderungen der CSRD ab dem 1. Januar 2024 zunächst für einen eingeschränkten Kreis von Unternehmen und werden sukzessive erweitert:
- für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2024: Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden,
- für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2025: alle anderen bilanzrechtlich grossen Unternehmen,
- für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2026: kapitalmarktorientierte KMU, sofern sie nicht von der Möglichkeit des Aufschubs bis 2028 Gebrauch machen.
Die Märkte verlangen es
Ethische Geschäftspraktiken haben einen nachvollziehbaren Effekt auf den Erfolg aller Unternehmen, unabhängig von der Bilanzsumme, dem Nettoumsatz und der Anzahl der Mitarbeitenden:
- Aufbau eines positiven Markenimages
- Steigerung von Vertrauen und Kundenbindung
- Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
- Kosteneinsparungen und langfristige Stabilität
- Erhöhte Wettbewerbsfähigkeit
Zwei aktuelle Studien mit Facts and Figures
Untersuchungen wie die Swiss Sustainability Benchmark-Studie 2023 und die Bain-Studie (Zahlen von 2019–2021) unterstreichen den klaren Zusammenhang zwischen ethischem Handeln und Unternehmenserfolg. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle integrieren, zeigen tendenziell eine verbesserte wirtschaftliche Performance.
Swiss Sustainability Benchmark-Studie 2023
Die Studie befasst sich mit der Bedeutung von Nachhaltigkeit für Schweizer Unternehmen. Sie zeigt, dass Unternehmen zunehmend die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit erkennen, jedoch viele noch am Anfang ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen stehen. Sie stehen vage formulierten Nachhaltigkeitszielen gegenüber und der Herausforderung, diese zu messen. Motivatoren für Nachhaltigkeitsbemühungen sind gesellschaftliche Verantwortung, potenzielle Kosteneinsparungen und die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit. Die Studie betont auch, dass Kund*innen nachhaltige Lösungen bevorzugen, dies aber nicht immer mit korrespondierenden höheren Preisen akzeptieren (wollen). Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen glaubwürdig zu kommunizieren, ohne dem Vorwurf des «Greenwashings» ausgesetzt zu sein. Empfohlen wird, kurzfristige Massnahmen zu identifizieren und umzusetzen, während langfristig die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur und die Schaffung von Verbindlichkeiten wichtig sind.
Bain-Studie zu positiven ESG-Ergebnissen
Die Bain-Studie analysiert mithilfe von Zahlen aus den Jahren 2019–2021, wie Umwelt-, Gesellschafts- und Governance-Massnahmen (kurz ESG, Akronym für Environmental, Social, Governance) mit ökonomischer Leistungsfähigkeit korrelieren. Unternehmen mit positiven ESG-Ergebnissen zeigen eine starke Verbindung zu erfolgreichen Unternehmensergebnissen. Untersuchungen ergaben, dass diese Unternehmen nicht nur positive Ergebnisse für die Gesellschaft erzielen, sondern auch finanziell erfolgreich sind. Die Studie betont, dass Unternehmen mit Fokus auf Aspekte wie erneuerbare Energien, Mitarbeiterzufriedenheit, Diversität und Inklusion ein höheres Umsatzwachstum und verbesserte Gewinnmargen verzeichnen. Sie schlägt vor, dass Unternehmen und Investoren ihre ESG-Reife bewerten und dann Schritte unternehmen, um sinnvolle Veränderungen herbeizuführen, die wiederum finanzielle Renditen erzielen und den ESG-Übergang beschleunigen.
In Zahlen:
- Unternehmen, die in den oberen 25 % ihrer Branche in Bezug auf die Geschlechtervielfalt im Führungsteam rangieren, weisen eine jährliche Umsatzsteigerung von etwa 2 Prozentpunkten über denen von Unternehmen im unteren Quartil auf. Ihre EBITDA-Gewinnmargen sind auch um 3 Prozentpunkte höher als bei Unternehmen in der unteren Gruppe.
- Unternehmen mit hochzufriedenen Mitarbeitenden verzeichnen in einem Zeitraum von drei Jahren ein bis zu 5 Prozentpunkte höheres Umsatzwachstum im Vergleich zu Unternehmen mit geringerer Mitarbeiterzufriedenheit. Auch die Gewinnmargen sind um bis zu 6 Prozentpunkte höher als bei den Unternehmen mit geringerer Mitarbeiterzufriedenheit.
- Unternehmen, die bei nachhaltiger Beschaffung an der Spitze stehen, weisen eine höhere Rentabilität auf. Ihre Gewinnspanne liegt um 3 Prozentpunkte über der von Unternehmen, die sich nicht auf die ethischen Umwelt- und Arbeitspraktiken ihrer Lieferanten konzentrieren.
- 53 % der grossen börsennotierten Unternehmen erreichen bei den EcoVadis-Bewertungen Spitzenwerte für das Kohlenstoffmanagement, während dies nur bei 35 % der grossen privaten Unternehmen der Fall ist.
Nehmen Sie Veränderungen in die Hand
Wenn Sie an Veränderungen in Ihrem Verantwortungsbereich interessiert sind, stehe ich Ihnen gerne zur Seite.
Kontaktieren Sie mich, um mehr über meine Beratungstätigkeit zu erfahren. Ethisches Handeln in Unternehmen ist mehr als nur ein moralisches Gebot. Es ist mittlerweile eine geschäftliche Notwendigkeit.
Quellen
- Novartis. (n.d.). Global Health. Verfügbar unter: https://www.novartis.com/ch-de/patientinnen-und-patienten/global-health. (Zugriff am 09.01.2024).
- Roche. (n.d.). Diversity, Equity & Inclusion. Verfügbar unter: https://www.roche.de/unternehmen/was-uns-antreibt/diversity-equity-inclusion. (Zugriff am 01.05.2024).
- Elektroniknet. (2024). Investitionen zahlen sich aus: Nachhaltigkeit durch Industrie 4.0. Verfügbar unter: https://www.elektroniknet.de/automation/industrie-40-iot/nachhaltigkeit-durch-industrie-4-0.213046.html. (Zugriff am 09.01.2024).
- Nestlé. (n.d.). Die Nestlé Unternehmensgrundsätze. Verfügbar unter: https://www.nestle.de/unternehmen/grundsaetze/nestle-unternehmensgrundsaetze. (Zugriff am 09.01.2024).
- Swiss Sustainability Benchmark-Studie 2023. (2023). Verfügbar unter: https://digitalcollection.zhaw.ch/handle/11475/27458. (Zugriff am 09.01.2024).
Bain & Company. (2023). Do ESG Efforts Create Value? Verfügbar unter: https://www.bain.com/insights/do-esg-efforts-create-value/. (Zugriff am 09.01.2024). - Richtlinie (EU) 2022/2464 (CSRD). Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_(EU)_2022/2464_(CSRD). (Zugriff am 09.01.2024).
- DIHK. (n.d.). Corporate Social Responsibility. Verfügbar unter: https://www.dihk.de/de/themen-und-positionen/wirtschaftspolitik/corporate-social-responsibility. (Zugriff am 01.05.2024).
- CSR in Deutschland. (n.d.). Corporate Sustainability Reporting Directive. Verfügbar unter: https://www.csr-in-deutschland.de/DE/CSR-Allgemein/CSR-Politik/CSR-in-der-EU/Corporate-Sustainability-Reporting-Directive/corporate-sustainability-reporting-directive-art.html. (Zugriff am 09.01.2024).
- Udemy. (2022). Corporate ESG and Sustainability: Doing Well and Doing Good (Layli Miller-Muro). Verfügbar unter: https://www.udemy.com/course/corporate-esg-and-sustainability-doing-well-and-doing-good/learn/lecture/32885750#overview. (Zugriff am 09.01.2024).
