Ethische Marktdesigner: Wahrhaftigkeit als Grundlage für ethisches Marketing und Vertrauensaufbau (Teil 6)

In diesem Teil geht es um Vertrauensverlust durch Täuschung, schädigende Auswirkungen der Preisgabe sensibler Informationen, aber auch Überinformation.

In der modernen Ökonomie sind Fachleute im Marktdesign Meister*innen für einen ausgewogenen Erfolg. Als Marktarchitekt*innen setzen sie sich intensiv mit technischen Prozessen und mit Interaktionen von Angebot und Nachfrage auseinander. Ihr Ziel ist es, eine ausgeglichene, ethisch verantwortliche Wirtschaftskultur zu schaffen. Marktdesign, von Axel Ockenfels definiert als «Kunst, Institutionen so zu gestalten, dass Verhaltensanreize im Einklang mit übergeordneten Zielen stehen», internalisiert externe Kosten und ermöglicht nachhaltigen Ressourcenumgang.
Im nachfolgenden Text wird eines von sechs Handlungsfeldern näher betrachtet und dadurch aufgezeigt, dass die aristotelischen Tugenden genauso in die griechische Antike wie zu den heutigen Herausforderungen eines ausgewogenen Wirtschaftens passen.

 

Ethisches Marketing

Märkte: Umwelt- und Ressourcenmärkte, Gesundheits-, Finanz-, Informationsmarkt
Marktdesign: Stärkung des Verbraucherschutzes, Einführung von Transparenzregulierungen, Sicherheitsstandards für sensible Informationen

Die Tugend Wahrhaftigkeit im Sinne der aristotelischen Ethik:

Aristoteles‘ alētheia, wie die Tugend der Wahrhaftigkeit in der «Nikomachischen Ethik» genannt wird, gewinnt eine neue Relevanz im modernen ökonomischen Kontext. So kann die Wahrhaftigkeit – die Mitte zwischen gespielter Bescheidenheit und Angeberei – als grundlegende Tugend betrachtet werden, insbesondere in den Märkten für Konsum, Finanzen und Informationsdienstleistungen.

Die spezifischen externen Kosten:

Ein Beispiel für externe Kosten sind Standortsuchen für unerwünschte Projekte, die individuell als störend empfunden werden. Dafür gibt es den Begriff «LULUs» (Locally Unwanted Land Uses) von Frank J. Popper. Solche Projekte können Müllverwertungsanlagen, Flughäfen, Gefängnisse oder Fussballstadien sein. Es ist wichtig, frühzeitig über die wahren Kosten eines solchen Vorhabens zu sprechen, sowohl umwelt- als auch regionalpolitisch. Dies umfasst nicht nur die internen, sondern auch die externen Kosten, wie etwa durch Lärmbelästigung, Zerstörung von Naturgebieten und Luftemissionen. Projekte einseitig positiv darzustellen, kann zu Konflikten führen und langfristig keine nachhaltige Lösung bieten.

Klassische Werke wie «The Economics of Welfare» von Arthur Pigou und «The Problem of Social Cost» von Ronald Coase haben die Grundlagen für das Verständnis externer Effekte in der Volkswirtschaft gelegt. Marktdesigner*innen fördern Transparenz und nutzen Mechanismen, um externe Kosten zu internalisieren und eine ethisch verantwortliche Wirtschaftskultur zu unterstützen.

Der zu erzielende ethische Profit durch Wahrhaftigkeit:

Die Wahrhaftigkeit im Sinne von Aristoteles wird in der modernen Wirtschaft zu einer Währung des Vertrauens und ethischen Profits. Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, insbesondere von Daniel Kahneman und Amos Tversky, unterstreichen die Bedeutung von Vertrauen in wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen. Unternehmen, die wahrhaftig agieren und transparente Informationen bereitstellen, können langfristig das Vertrauen der Verbraucher*innen gewinnen. Ein Beispiel hierfür liegt im Informationsmarkt, wo authentische Informationen nicht nur das Kundenvertrauen stärken, sondern auch zu einer nachhaltigen Kundenbindung führen.

Handlungsaufforderungen:

  • Stärkung des Verbraucherschutzes: Diese erfolgt insbesondere durch die Einführung strenger Sicherheitsstandards zugunsten von Verbraucher*innen.
  • Transparenzregulierungen auf dem Finanzmarkt: Regulierungen tragen dazu bei, externe Kosten durch Marktmanipulation zu minimieren.

Durch diese Massnahmen können ethisch verantwortliche Wirtschaftskulturen gefördert und nachhaltiger Ressourcenumgang ermöglicht werden. Gleichzeitig dienen sie als Grundlage für ein ethisches Marketing, das auf Aufrichtigkeit und Vertrauen aufbaut.

Die Verbindung zwischen ethischen Prinzipien und dem Schwerpunkt Marketing wird besonders deutlich. Ethisches Marketing fokussiert darauf, Vertrauen und Glaubwürdigkeit in der Marktkommunikation zu schaffen. Die Wahrhaftigkeit, als zentrales Element in der aristotelischen Ethik, bildet die Grundlage dafür. Unternehmen, die aufrichtig handeln und transparente Informationen bereitstellen, setzen nicht nur auf ethischen Profit, sondern auch auf langfristige Kundenbindung durch Vertrauensbildung – ein zentrales Anliegen in jeder Marketingstrategie.

Sie interessieren sich für ein kontinuierliches Marktdesign, basierend auf der Balance zwischen einem Zuviel und Zuwenig? Sie wollen mehr wissen über eine ressourcenschonende, nachhaltige Herangehensweise und ausbalancierten Fortschritt? Kontaktieren Sie mich.

Die bewusste Entscheidung, redaktionell auf die konkrete Nennung von Unternehmen bzw. auf Fallbeispiele zu verzichten, liegt darin begründet, dass der Fokus auf die ethischen Prinzipien gelenkt werden soll, ohne dabei spezifische Marken hervorzuheben oder zu umgehen. Dies ermöglicht eine allgemeinere und neutrale Betrachtung der Thematik. Ganz im Sinne der aristotelischen Ethik.

Alle Handlungsfelder im Überblick:

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Thomas Trams

Als Gründer, Berater und diplomierter Volkswirt setze ich mich für ethische Geschäftspraktiken und die stetige Entwicklung von Unternehmen ein. In meinen Blog-Beiträgen auf Medium und LinkedIn teile ich fesselnde Einblicke in innovative Technologien, wegweisende Designkonzepte und weitere faszinierende Themen, die Unternehmen und öffentliche Institutionen voranbringen.

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